Wenn ein großes Plakat im Schaufenster des H&M Flagship Stores in Hamburg uns persönlich anspricht und uns zu einem Event im Geschäft einlädt, das sich um das Thema Nachhaltigkeit dreht , dann können wir nicht ablehnen.

Das Konzept der nachhaltigen Kleidung ist uns sehr bekannt, denn im Sommer 2107 nahmen wir bereits eine Einladung seitens H&M an um mit anderen Kunden der Marke zum Thema Nachhaltigkeit zu diskutieren und Ideen auszutauschen. Über das Zusammentreffen mit den Mitarbeitern des Bewusstsein–Departements von H&M, könnt ihr in unserem Artikel „Inside H&M – Change Makers Lab lädt ein zum Talk über Nachhaltigkeit“ nachlesen.

Und ja – wir sind positiv überrascht, dass die Meinung der Kunden so viel zählt. Denn genau solche Ideen über Events und Aktionen, darüber wie man alte Kleidung repariert und wieder modisch macht, wie man die Textilpflege an die Kunden heranbringt , wie man einen bewusst(en) textilen Konsum aufbaut, über all diese Dinge haben wir an diesem Tag gesprochen.

In der Vorbereitung auf die Aktion fanden wir auf  der Webseite der Modemarke mehr zu diesem Thema. Dutzende kurzer und knackiger Tipps erklären, wie man mit kleinen Tricks und designerischen Techniken die Kleidung pflegt, repariert und upcyclet, und das alles der Umwelt zuliebe.

Das ist auch die Beschreibung des dreitägigen Events in Hamburg. Die Ankündigung lautet, dass Mitarbeiter, Modeexperten und Influencer zeigen, wie man mit seinen Lieblingsstücken nachhaltig umgeht.

Nicht nur die die Anregungen der Experten waren verlockend. Das Angebot von H&M bestand auch in diesen Tagen darin, die alten und kaputten Kleidungsstücke unentgeltlich reparieren und umnähen zu lassen.

Gleich am Eingang war die Repair & Remake Station aufgebaut. Beim Anblick einer tollen Näh- und Stickmaschine, der riesigen Farbpalette, unterschiedlichster Patches, Garne, Knöpfe, etc. klopfte das Designer Herz gleich viel schneller.

Wir mussten dieses Angebot unbedingt nutzen und haben eine geliebte, aber kaputte Jeans zur Reparatur abgegeben. Denn obwohl unsere Ausstattung  im Atelier kein bisschen schlechter ist, sind wir, wie der Schuster mit den schlechtesten Schuhen. Die Zeit, unsere Sachen zu reparieren finden wir selten.

Eine große Palette an Kosmetik und Pflegeprodukten für den Körper hat H&M bereits herausgebracht. Da war der Weg nicht weit von der Hautpflege zur Textilpflege. So präsentierte das Modehaus an diesem Tag ihre neue Serie bestehend aus  Produkten zum dauerhaften Erhalt der Kleidung.

So waren dort beispielsweise Waschtaschen, die keine Mikropartikel hinterlassen, Nähsets zum schnellen Flicken der Löcher und Patches für die zerrissenen Jeans vorzufinden.


Besonders toll fanden wir die verschiedenen Waschmittel, hergestellt in einer Fabrik in Schweden, mit einem sehr zarten Duft.

Um dem Fast Fashion Etikett sein negatives Bild zu nehmen, schlagen die Initiatoren der Kampagne vor, die Kleidung  nach dem Kauf auch liebevoll zu pflegen, indem man den Anweisungen des Waschlabels folgt. Und das buchstäblich. Denn besondere Materialien erfordern besonderen Umgang. So hingen an den Kollektionslooks auch die langen Hinweise zur Reinigung und Pflege der Materialien, von Naturprodukten, wie Seide, bis zu syntetischen Fasern.

Nach dem Event hatten wir die Gelegenheit Hendrik Heuermann, dem Sustainability Manager bei H&M,  ein paar Fragen zu dieser Aktion zu stellen:

Diyctators:  Als Hamburger finden wir es großartig, dass das Event hier stattfindet, aber warum habt ihr euch für Hamburg/Deutschland entschieden?Ist hier das Thema Nachhaltigkeit aktueller, als woanders, oder gibt es hier im Gegenteil mehr Bedarf?

Hendrik: Es gibt hier eine spannende Szene aus interessierten Kunden, Start Ups und Influencern. Wir treffen in Hamburg immer auf sehr interessierte Menschen zum Thema Nachhaltigkeit.

Diyctators: Warum sollte man eurer Meinung nach Geld und Zeit in die Pflege von alten Kleidungsstücken investieren, wenn man neue kaufen kann?

Hendrik: Viele Kunden lieben ihre besten Teile und möchten diese gar nicht wegwerfen, sondern viel lieber reparieren. Wir zeigen, wie das geht. Und wer sein Kleidungsstück gar nicht mehr haben will: Bitte Second Hand nutzen oder Recyceln, denn Baumwolle ist ein wertvoller Rohstoff.

Diyctators: Wird die neue Serie für textile Pflegeprodukte zu einem festen Bestandteil der Marke? Und wenn ja, plant ihr auch eine Art Beratung, z.B. online?

Hendrik:  Das hoffen wir und Onlineberatung ist eine gute Idee!

Diyctators: Der Reparaturservice hatte meinem Eindruck nach einen Riesenandrang. Werdet ihr diesen Dienst vielleicht weiter anbieten, z.B. an Clubmitglieder?

Hendrik: Das überlegen wir noch.

Diyctators: Welche Resonanz erwartet ihr von der Aktion? Ein anderes Verhalten der Kunden? Eine größere Verbindung zwischen den Begriffen H&M und „Grüne Kleidung“ in der Öffentlichkeit?

Hendrik: Eine Kombination daraus wäre toll. Es geht aber erst mal darum, darauf hinzuweisen, dass man seine Kleidung pflegen sollte.

Diyctators: Wird diese Aktion auch in anderen Städten/Ländern stattfinden?

Hendrik: Das überlegen wir auch noch. Ich fände es toll!

Insgesamt hat H&M ein ernstes und drängendes Thema getroffen. Denn Nachhaltigkeit ist DER Begriff unserer Zeit und auch günstige Kleidung hat es verdient, geliebt und gepflegt zu werden. Denn die Herstellung, und vor allem die Ressourcen, aus den die Kleidung gemacht ist, sind die gleichen, wie die der Luxusteile. Das was sie von einander unterscheidet ist oft unser Umgang damit.

Es ist am Ende ein Zusammenspiel zwischen der Kleidung, die nachhaltig, faire und robust  hergestellt wird und den Kunden, die all das zu schätzen wissen und die Kleidung lieben und pflegen.