Wenn man vor hat eine ganze Kollektion zu realisieren, steht man vor der Entscheidung ob und welche Schnitte man für die Kleidungsstücke verwendet. Denn sie sollten möglichst ähnlich im Stil sein, damit man die Teile vervielfältigen oder kombinieren kann. Es erspart aber auch einiges an Arbeit, wenn man sich für eine Art Schnittentwicklung entscheidet.

Die Wahl besteht hier zwischen gekauften Schnitten, wie die von Burda beispielsweise. Das ist sicher und besonders für komplizierte Schnitte sehr gut geeignet.

Man kann auch direkt mit dem Kleidungstück auf dem Stoff zuschneiden. Das haben wir euch in dem Beitrag “ All you can eat“ gezeigt. Dort haben wir ein T-Shirt ohne Schnitt genäht. Das ist eine sehr gute Idee, wenn ihr sehr viel auf diese Weise zuschneidet und eine gewisse Routine und Erfahrung damit habt. Denn sonst könnten die Schnittteile unterschiedlich ausfallen, weil man bei dieser Technik eher nach Augenmaß geht.

Hier zeigen wir euch, wie ihr einfach einen Grundschnitt für ein Kinder T-Shirt selbst entwickelt, indem ihr das Lieblingsshirt als Grundlage verwendet.

Für diesen Schnitt braucht ihr folgende Utensilien:

♥Lieblingsshirt

♥Schnittpapier

♥Kurvenlineal

♥Geodreieck

♥Filzstift / Bleistift

♥Radel

♥Papierschere

♥Schneidematte

Das Shirt, am besten gebügelt, faltet ihr in der vorderen Mitte, so dass exakt Linie auf Linie trifft, und legt es flach auf das Papier. Dazu eine Matte darunter  platziert, um den Tisch mit dem Radel nicht zu beschädigen.

Dann zeichnet ihr die Kontur erst freihändig mit Bleistift nach. Die Linien, die einfach nachzuzeichnen sind, sind vordere Mitte, Saum,  Seitennaht, hinterer Halsausschnitt und Schulter.

Beim Kragen messt ihr das Bündchen ab und korrigiert diese um ein paar Zentimeter nach unten.  Alle Linien zeichnet ihr nochmal mit dem Lineal und dem Geodreieck nach.

Den Ärmelausschnitt müsst ihr mit dem Radel durchradeln. Diese Kurve, sowie den Halsausschnitt zeichnet ihr mit dem Kurvenlineal genau nach.

Nun liegt das hintere Schnittteil vor euch. Um Fehler auszuschließen, prüft nach, ob an folgenden Stellen ein rechter Winkel besteht:

Seitennaht/Saum

vordere Mitte/Saum

vordere Mitte/Halsausschnitt

 

So ein Shirt unterscheidet sich im Vorder- und Rückenteil nur am Hals – und Ärmelloch. Sonst sind die Maße gleich, deshalb liegen die beiden Teile flach aufeinander.

So kann man das Vorderteil vom Rücken teil-kopieren und nur ein paar Korrekturen vornehmen.

Die Kurve des Ärmellochs ist in der unteren  Hälfte etwas flacher. Der Unterschied beträgt in etwa 1 cm. Diese Kurve kann man sehr gut freihändig zeichnen.

Der Halsausschnitt des Vorderteils  in etwas 2-3 cm tiefer an der vorderen Mitte. Das kann man sehr gut am Originalteil nachmessen. Diese Kurve fängt auch mit einem rechten Winkel an und läuft bis hin zur Schulternaht.

Um den Ärmel zu konstruieren, messt die Längen des Ärmellochs jeweils am VT und RT. Unsere Maße sind 15,3 cm am VT und 16,5 cm am RT.

Dann legt ihr den Ärmel gebügelt zur Hälfte auf das Papier und zeichnet erst die Kontur der vorderen Hälfte nach. Die Ärmelkurve radelt ihr durch. Markiert auch die Mitte des Ärmels, das dient zur Orientierung. Das Gleiche macht ihr auch mit der hinteren Ärmelhälfte.

Zur Überprüfung müsst ihr die Linien nachmessen. Den Mittelpunkt am Ärmelloch kann man später als Markierung für die Schulternaht benutzen.

Es ist okay, wenn die Maße am Ärmel insgesamt 1-2 cm größer sind als das Ärmelloch.  Diesen Überschuss kann man beim Nähen sehr gut verteilen damit die Armkugel richtig rund sitzt.

Nun überprüft noch den Ärmelsaum.

Es fehlt jetzt nur noch die Markierung für das Vorderteil.

Ein oder zwei Probeteile aus Jersey müssen sein. Näht so korrekt, wie möglich, damit die Korrekturen gelingen.

Das Halsbündchen haben wir auch beim Probeteil angenäht, damit es bei der Anprobe möglichst korrekt sitzt.

Und da war auch der Fehler, die Schulternaht war zu hoch und der Ausschnitt zu eng.

Diese Korrekturen haben wir auf den Schnitt übertragen.

Jetzt noch einmal zuschneiden und nähen. Die Ärmel kann man getrost kurz lassen, wenn der Schnitt dort schon korrekt ist.

So sitzt das Shirt sehr gut und man kann den Schnitt getrost für die Kollektion verwenden.